Diverses

Eine Liebeserklärung an meine M.

Was bringt einen Fotografen heutzutage dazu eine Kamera zu kaufen, die keinen Autofokus hat, und tatsächlich nur in Schwarzweiß aufnehmen kann?

Vor einigen Jahren habe ich noch gelacht, als ich so etwas zum ersten Mal gelesen habe. Wie kann man nur auf Farbe verzichten und dafür auch noch mehr bezahlen? Unvorstellbar! Wie bescheuert muss man denn sein? So in etwa waren meine Gedanken.

Ihr werdet es schon ahnen… vor einigen Wochen habe ich mir genau so eine Kamera gekauft. Eine Leica M10 Monochrom. Wirtschaftlich gesehen sowieso niemanden zu vermitteln, der mit Fotografie nichts zu tun hat. Deswegen versuche ich es erst gar nicht.

Es ist beileibe keine Action-Kamera. Manuelles Scharfstellen und nicht mehr die besten Augen erfordern Zeit. Zumindest bei mir. Sie zwingt mich, mir Gedanken ums Foto zu machen. Keine gefühlt tausende Konfigurationsmöglichkeiten wie bei den heutzutage sonst erhältlichen Kameras, die eigentlich schon Computer sind. Nein, meine „M“ ist sehr reduziert aufs Wesentliche. Farbe geht eh nicht. Kein Überlegen, nehme ich nun Farbe oder Schwarzweiß. Blende stelle ich am Objektiv ein, Zeit und ISOs an den Einstellrädern. Kein Durchklicken durch irgendwelche Menüs, um etwas einzustellen. Nur wenn ich die Speicherkarte formatiere, muss ich ins Menü.

„M“ steht übrigens für Messsucher. Ein kleines Feld in der Mitte des Suchers dient zum Scharfstellen. Da fügt man 2 Bilder zusammen, bis sie sich genau überlagern. Man kann es sich vorstellen wie mit unseren Augen. Wir verbinden auch zwei Bilder und fügen diese zusammen (merken wir nur gar nicht). Muss man sich daran gewöhnen, wie an so einiges bei meiner „M“. Sie ist ne Zicke, stur, eben nicht nur schwarz oder weiß, sondern hat ganz viele Zwischentöne (Graustufen) und ist alles andere als ein Leichtgewicht. Sie sieht klein, zierlich und nach leichtem Gepäck aus. Ist sie aber beileibe nicht. Mit meinem 50mm-Objektiv 1049 Gramm. Über 1 kg Eisen hat man da in der Hand. Gemessen mit meiner Küchenwaage.

Sie fordert mich heraus. Lässt mich ratlos zurück, wenn ich mal wieder den Fokus versemmelt habe und das Foto trotzdem „einfach geil“ (entschuldigt den Ausdruck) finde. Sie schmeichelt meinen Händen, fühlt sich großartig an. Ich mag es, sie zu berühren. Sie ist wunderschön. Sie hat Charakter!

Kurz gesagt: „Meine M und ich. Wir werden zusammen alt! 8L, 3W, 1M!

Wer uns beide mal kennen lernen möchte… Ich suche Menschen für Outdoor-Shootings. Wer mag schreibt mich gerne an. Ich freue mich darauf!

5 Comments

  • Axel

    Hallo Günter,

    als ich den Beitrag gelesen habe, wurde ich an meinen eigenen Erfahrungen mit der Monochrom erinnert. Ich hatte mir vor drei Jahren eine günstige gebrauchte (246) zugelegt. Egal wo ich mit der Kamera auftauchte und erzählte, dass sie nur Schwarzweiß aufnimmt, waren mir ratlose Blicke gewiß. 🙂
    Irgendwann werde ich mir auch die neue M10 Monochrom zulegen. Muß nur noch ein bissel sparen.

    Dir wünsche ich noch viele gute Bilder mit der Monochrom.

    Viele Grüße
    Axel

  • Schlünkes, Michael

    Ich hatte heute das Privileg diese wunbderbare Kamera in den Händen halten zu dürfen.
    Ohne mich mit Fotografie und Kameras auszukennen – es ist aber ein wunderbares Stück Handwerk von sicherlich bleibendem Wert. Mich hat diese Kamera sehr beeindruckt!

    Und die Liebe zu „schnörkellosem“ – bei mir läufst Du da offene Türen ein. Das gefällt mir ebenfalls oftmals wesentlich besser!

    Herzliche Grüße und danke dafür, dass ich vor Deiner Linse posieren durfte.
    Dein Michael

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